Interview mit Züchterin Denise von den Ossi-Flizern

Interview mit Züchterin Denise von den Ossi-Flizern

Züchten: Warum, weshalb, wieso? – Wir sprechen mit Hobbyzüchterin Denise von den Ossi-Flizern, die uns Antworten zum Thema Züchten gibt und uns einen kleinen Einblick in Ihre Zucht in Schongau in Bayern.

Hallo Denise, wie bist du zum Züchten von Peruaner-Meerschweinchen gekommen?

Ich weiß für die Antwort werde ich wahrscheinlich gesteinigt werden. Aber es hat damit angefangen das ich eigentlich von einem wunderschönen Coronet-Mädchen Nachwuchs haben wollte. Platz war vorhanden somit konnte ich auch den Nachwuchs behalten.

Ich möchte, aber explizit dazu sagen das ich absolut gegen der Auffassung mancher Leute bin, die einfach nur zu einem Züchter gehen oder ins Zoofachgeschäft gehen und sich Tiere besorgen, nur um einmal Babys zu haben.

Im Vorfeld habe ich mich gut bei einer befreundeten Züchterin informiert. Zudem durfte ich schon einen Wurf Notfalltiere großziehen. Um die habe ich mich zusammen mit meiner Freundin gekümmert. Daher war ich zu dem Zeitpunkt nicht unerfahren.

Also lange Rede kurzer Sinn. Ich habe also einen passenden Bock von meiner Freundin bekommen. Als ich auf den Nachwuchs gewartet habe, habe ich den Entschluss gefasst, dass ich züchten möchte. Zu dem Zeitpunkt sollten es Lunkarya in Slateblue Tan und Peruaner in Schoko-Buff-weiß. Die Lunkys habe ich von meiner Freundin bekommen. Und bei den Peruanern hatte ich auf einer Ausstellung Glück, dass ich ein wunderschönes Mädchen gefunden hatte. Aber ich brauchte ja noch einen passenden Bock dazu. Da habe ich mich an eine andere Züchterin gewendet. Sie meinte, sie hätte da eine ganze besondere Farbe für mich. Wenn ich möchte würde sie mir ein Zuchtpaar geben und wir könnten eine Zuchtgemeinschaft bilden. Ich dachte „warum nicht“ und die Farbe ist wirklich schön. Also habe ich begonnen Peruaner in Schoko-Buff-Agouti-Buff-weiß zu züchten.

Mit den Lunkaryas hatte ich leider keinen Erfolg, daher habe ich alle Tiere die ich aus der Linie hatte an andere Lunkarya-Züchter verkauft und habe mich seitdem nur noch auf meiner Peruaner konzentriert. Mit denen bin ich inzwischen schon recht erfolgreich. Ab diesem Jahr gibt es ein neues Projekt. Und zwar möchte ich Schoko-Buff-Agouti-Buff-weiß nun auch als Alpaka züchten.

Alpaka-in-Schoko-Buff-Agouti-Buff-weiß Satin

Alpaka in Schoko-Buff-Agouti-Buff-weiß Satin von den Ossi-Flitzern

Warum züchtest du ausgerechnet Peruaner, gibt es da eine besondere Vorliebe für diese Rasse?

Hm, hauptsächlich mag ich ihren Charakter. Sie sind sehr lieb und können sehr anhänglich sein, wenn sie wollen. Aber ansonsten sind sie wirklich schöne Tiere. Die trotzdem ihren eigenen Kopf behalten. Ansonsten liebe ich einfach meine kleinen laufenden „Perücken“. (lacht)

Was ist das Besondere an deiner Peruaner-Zucht?

Also ich würde sagen, ich kümmere mich wie jeder Züchter auch aufopferungsvoll um meine Tiere. Ich sorge einfach dafür, dass es ihnen gut geht. Aber das macht jeder Züchter. Ich achte darauf das die Babys die hier zur Welt kommen sich an die menschliche Hand gewöhnen. Damit man sie auch gut händeln kann. Aber das wird nicht unter Zwang gemacht. Sie schauen sich das ja auch von der Mutter ab. Wenn die Alttiere keine Angst vor dem Menschen haben, haben es die Jungtiere auch nicht.

Jedoch geht es bei meine Zucht darum eine besondere Farbe und die Rasse der Peruaner zu erhalten.

Um immer auf dem Laufenden zu sein besuche ich regelmäßig Seminare um mein Wissen zu vertiefen oder auf zu frischen.

Aber wie gesagt das dürfte jeder Züchter so tun. Ich gebe halt alles damit es meinen Kleinen gut geht.

Du betreibst deine Zucht als Hobby. Was machst du Hautberuflich und wie bringst du die Arbeit mit deinen Tieren in Einklang?

Ich bin Bibliothekarin und zu Ausstellungen nehme ich immer Urlaub. Ansonsten kümmere ich mich morgens und abends um die Kleinen und wenn jemand krank ist kann ich auch mal in der Mittagspause in die Wohnung fahren, da ich nicht weit von meiner Arbeit weg wohne. Zudem wird meine Gruppe, in der die werdenden Mütter sitzen, Video überwacht. So das ich jeder Zeit weiß was die Tiere tun.

Du bist geprüft vom Meerschweinchenclub Bayern e.V. Was muss man tun oder nachweisen, um diese Prüfung zu bestehen?

Ich habe eine Prüfung ablegen mit diversen Fragen zum Thema Zucht und Meerchweinchen. Auf den genauen Inhalt möchte ich jedoch nicht eingehen.

Wie leben deine Peruaner-Meerschweinchen

Meine Tiere leben in einem Regalsystem. Wo ich je nach Bedarf einzelne Box abtrennen kann wenn ich das möchte.

Nach welchen Kriterien suchst du ein neues Zuhause für deine Liebhaberschweinchen?

Also ich habe einen kleinen Fragen Katalog den ich bei schriftlichen Anfragen immer durch gehe. Habe ich jedoch ein schlechtes Gefühl sowohl bei einer schriftlichen, telefonischen oder aber auch persönlichen Anfrage dann gebe ich kein Tier ab.

Ich frage immer:

  • Welche Haltung ist vorhanden? Innen- oder Außenhaltung?
  • Wie wird gehalten – im Käfig oder im Eigenbau? Ich lasse mir Grundsätzlich Bilder der Haltung zeigen.
  • Wie viele Tiere sind vorhanden? Männlich oder Weiblich?
  • Wie alt sind die vorhandenen Tiere und welchen Charakter haben die Tiere?
  • Was wird gefüttert? Frischfutter? Trockenfutter?

Es mag zwar komisch klingen warum ich nach dem Charakter der vorhandenen Tiere frage. Aber das ist sehr wichtig. Ich weiß von jedem meiner Tiere die Charakterzüge und ich weiß mit wem das Tier harmoniert und mit wem nicht. Zum Beispiel habe ich ein bestimmtes Weibchen, das sehr dominant ist und sich absolut nicht die Butter von Brot nehmen lässt. Sie legt sich auch mit einem dominanten Kastraten an. Sie möchte einfach die Chefin sein, was sie auch ist. (lacht) Aber mit Weibchen, die nicht dominant sind kommt sie hervorragend zu Recht. Auch einen schüchternen Kastraten duldet sie.

Und danach gehe ich wenn ich Tiere vermittle. Es bringt nichts ein Tier in eine Gruppe zu vermitteln, bei der ich weiß, dass sie sich dort nicht einfügen würde, weil die Charaktere nicht passen. Darunter leiden die Tiere und dann würden mir die Tiere schnell wieder zurückgegeben.

Deine Peruaner haben wunderschönes, langes Fell. Welche Pflege empfiehlst du, wenn jemand von dir ein Meerschweinchen adoptiert?

Ich empfehle einen Kamm mit rotierenden Zinken. Falls mal Knoten sind kann man diese mit einem solchen Kamm sehr gut lösen. Zu dem empfehle ich das Fell immer Bodenlang zu halten. Auf die Nachfrage ob die Tiere gebadet werden müssen sage ich immer strickt nein. Wichtig ist es, das Tier regelmäßig zu kämmen. Am besten, wenn man es so wieso schon in der Hand hat beim regelmäßigen Check-Up.

Aus welchen Gründen rätst du von Zooladenkäufen ab?

Zum einen, weil man bei Tieren aus dem Zoofachhandel fast immer damit rechnen muss, dass man entweder das falsche Geschlecht bekommt, oder dass man ein tragendes Tier bekommt. Und plötzlich hat man mehr Tiere, wie man eigentlich wollte.

Und zum anderen, weil die Art und Weise wie diese armen Tiere „produziert“ werden, einfach nur traurig ist. Die Tiere werden in winzigen Boxen zusammen gehalten und die Sauen haben keine Pause in der sie sich von der anstrengenden Geburt und der Aufzucht der Jungen erholen können. Sie sind ständig trächtig und die Jungtiere werden zu Früh von der Mutter weggenommen. Daher sind diese Tiere auch nicht wirklich gut sozialisiert.

Im Gegensatz zu Tieren von einem Züchter. Die Sauen in einer verantwortungsvollen Zucht haben min. 3-4 Monate Zuchtpause, je nach Kondition auch länger. Meine Meerschweinchen-Weibchen bekommen eine Zuchtpause von 5-6 Monaten. Und die Jungtiere leben hier in Gruppen mit älteren Tieren wo sie sehr gut sozialisiert und erzogen werden.

Zudem wird immer wieder behauptet, ein Züchter sei teurer als der Zoofachandel. Das stimmt nicht. Ich zum Beispiel, liege mit meinen Preisen noch unter den Preisen des Zoofachhandels. Und im Gegensatz zu einem Zoofachgeschäft mache ich keinen Cent Gewinn. Das was ich für meine Tiere einnehme, stecke ich doppelt und dreifach wieder in die Tiere herein.

Was würdest du Meerschweinchen-Liebhabern raten, die mit dem Züchten beginnen wollen?

Bevor jemand zu züchten beginnt, sollte sich dieser sehr gut darüber informieren. Zudem sollte er mindestens einmal an einem Genetik-Kurs teilgenommen haben. Das man beim Züchten einiges falsch machen kann, ist es wirklich wichtig, etwas über Genetik zu wissen.

Zudem sollte er sich im Klaren sein das man von einer Meerschweinchen-Zucht nicht reich wird. Alles Geld was man einnimmt, steckt man umgehend in die Zucht wieder rein. Eine Zucht ist eigentlich ein Verlustgeschäft, also nur ein Hobby.

Angehende Züchter, sollten auch vorher wissen, welche Rasse bzw. Rassen sie züchten möchten. Zudem benötigen sie ausreichend Platz für die Tiere. Sie sollten auch wissen, dass eine Zucht nicht nur bedeutet Tier A und B zusammen zu setzen, sondern dass man für die Tiere verantwortlich ist. Das bedeutet, man muss auch einiges an Geld in die Tiere investieren. Angefangen bei den geeigneten Gehegen, über das Einstreu, bis hin zum Heu und Frischfutter.

Zudem sollte jeder Neuling sich bewusst sein das jede Geburt ein gewisses Risiko für die Sau als auch für die Babys bedeutet. Es kann passieren, dass man tote Babys sieht und dass man seinen kompletten Wurf verliert, egal wie sehr man sich um den Wurf kümmert. Halb aufgefressene Babys im Stall oder den Verlust der Sau, muss man mit einkalkulieren. Ist ein Kaiserschnitt notwendig, muss man mit einigem an Geld rechnen und selbst dann, kann es passieren, dass Sau und Welpen nicht überleben. Und auch nach einer geglückten Geburt gibt es Risiken, wie eine Toxikose, die die Mütter 2-3 Wochen nach der Geburt bekommen können. Stirbt die Mutter daran, müssen die Jungtiere mit der Hand aufgezogen werden, wenn man keine Amme findet. Das bedeutet, die Jungtiere alle 2 Stunden mit Ersatzmilch zu füttern. Eine Zucht bedeutet viel Arbeit, aber auch sehr viel Freude.

Wenn jemand wirklich mit dem Züchten anfangen möchte sollte er sich mit erfahrenen Züchtern austauschen und sich auch einen Verein suchen, der ihn immer zur Seite steht und ihm vor allem beim Anfang der Zucht behilflich sein kann.

Liebe Denise, vielen Dank für den Einblick ins Züchten und in deine eigene Hobbyzucht. Wir wünschen dir und deinen Tieren weiterhin alles Gute!

Wer sich für ein oder mehrere Liebhabermeerschweinchen von Denise interessiert, erfährt auf Ihrer Website mehr über die Tiere und die Abgabebedingungen.

Bildcredits: Denise Thomschke, Ossi-Flitzer