Zahnfehlstellungen sind ein häufiges Leiden von Meerschweinchen. Da die Zähne kontinuierlich wachsen (2-3 Millimeter pro Woche), kann hier einiges schief wachsen. Regelmäßiger Zahnabrieb ist wichtig um Zahnproblemen vorzubeugen. Manchmal sind Zahnfehlstellungen aber auch vererbt und das Meerschweinchen muss trotz richtiger Ernährung zum Tierarzt.
Zahnfehlstellungen: Symptome und Folgeerkrankungen
Zahnfehlstellungen bei Meerschweinchen werden häufig erst erkannt, weil das Tier andere Symptome, wie Nahrungsverweigerung, zeigt. Wichtig ist daher, dass das Grundleiden erkannt wird, um das Tier erfolgreich zu behandeln. Folgende Symptome können auf Zahnfehlstellungen hindeuten:
- Schwierigkeiten beim Essen, die sich durch Schmatzen oder wieder Ausspucken von zu großen Stücken äußern bis hin zur kompletten Nahrungsverweigerung
- Nur weiche Nahrung oder sehr kleine Stücke können verzehrt werden
- Vermehrte Speichelbildung, die man am nassen Kinn erkennen kann
Mit Zahnfehlstellungen ist nicht zu spaßen, daher sollten die Zähne im regelmäßigen Meerschweinchen-TÜV kontrolliert werden. Schiefe, krumme oder zu lange Zähne können zu Schmerzen und Abszessen führen.
Schmerzen durch Krumme, schiefe zu lange Zähne
Sind die Zähne zum Beispiel zu lang und drücken in den Gaumen oder die Zunge, ist dies schmerzhaft, sodass das Meerschweinchen nicht mehr richtig kauen wird oder die Nahrungsaufnahme gänzlich einstellen wird. Nutzt das Tier nur noch eine Seite zum Kauen, um die schmerzende Seite zu entlasten, kann das die Zahnprobleme nur noch verschlimmern, da die Zähne jetzt unterschiedlich stark abgerieben werden.
Abszesse durch Zahnfehlstellungen
Wachsen die Backenzähne in die Meerschweinchen-Backen, kann das zu Entzündungen und Abszessen führen. Außerdem können die Kieferknochen durch überlange Zähne angegriffen werden. Zu lange Zähne ändern ihre Wuchsrichtung und verformen so den Kieferknochen. Auch hierbei kann es zu Eiterbildung und einen Kieferabszess kommen.
Hier mehr zum Thema Abszesse bei Meerschweinchen.
Zahnfehlstellungen behandeln
Zahnfehlstellungen müssen unbedingt behandelt werden, diie Nager kontinuierlich Nahrung zu sich nehmen müssen. Stellt das Meerschweinchen die Nahrungsaufnahme ein, muss es zunächst gepäppelt werden, bis die Zahnfehlstellung korrigiert ist und es wieder selbstständig fressen kann.
Zahnsanierung unter Narkose
Um die Zahnfehlstellung zunächst konkret festzustellen und so behandeln zu können, benötigt der Tierarzt zunächst ein Röntgenbild des Kiefers des Meerschweinchen. Dazu muss das Meerschweinchen in Narkose gelegt werden. Auf dem Röntgenbild kann der Tierarzt erkennen, welche Zähne Probleme bereiten. Anschließend kann der Tierarzt ebenfalls unter Narkose die Zähne abschleifen. Hat sich ein Abszess gebildet muss dieser gespalten, der Eiter entfernt werden und ein Antibiotikum verabreicht werden.
Nachdem das Tier aus der Narkose erwacht ist, kann direkt wieder Futter angeboten werden. Es kann jedoch sein, dass sich das Tier zu Beginn weiterhin noch schwer tut mit der Nahrungsaufnahme. Dann sollte weiterhin gepäppelt werden. Außerdem sollte ein Schmerzmittel verabreicht werden. Spätestens nach 2-3 Tagen nach der Zahnsanierung sollte das Meerschweinchen wieder normal fressen. Ist dies nicht der Fall, ist unbedingt der Tierarzt zu Rate zu ziehen.
Zahnkürzung mit Zange ohne Narkose
Theoretisch könnten die Zähne auch ohne Narkose mit einer Zange gekürzt werden. Diese Methode ist allerdings veraltet und birgt die Gefahr, dass die Zähne bis zur Wurzel splittern und einreißen. Dies kann wiederum zu Entzündungen an der Zahnwurzel führen.
Weitere Zahnprobleme bei Meerschweinchen
Neben den Zahnfehlstellungen können auch Riesenzähne zu Problemen führen oder Unfälle zu abgebrochenen Zähnen führen.
Riesenzähne bei Meerschweinchen
Bei einem Riesenzahn handelt es sich um eine starke Verdickung des Schneidezahns des Meerschweinchens. Häufig behindert dieser dickere Schneidezahn das Meerschweinchen zunächst nicht, der Zahn kann aber auch Gebissveränderungen nach sich ziehen. Daher müssen Riesenzähne häufig gezogen werden. Auch dies ist nur unter Narkose möglich.
Die Ursache von Riesenzähnen bei Meerschweinchen ist bisher leider nicht geklärt. Die Forscher gehen von einer genetischen Veranlagung oder Entzündungen im Bereich des Zahnkeims aus.
Zahnabbruch durch Unfälle
Unfälle können zu Zahnverlust oder Zahnabbruch führen. Da gerade Zähne bei Meerschweinchen wichtig sind, kann es bei abgebrochenen Schneidezähnen nötig sein, den verbliebenen zweiten Schneidezahn dem kürzeren anzugleichen. Auch hier müssen die Zähne unter Narkose wieder in Form geschliffen werden.
Frisst das Meerschweinchen trotz abgebrochenen Zahn normal weiter, kann auf das Abschleifen verzichtet werden, jedoch sollte man dann die Zähne im Auge behalten. Möglicherweise wird durch den abgebrochenen Zahn auch hier das Gebiss wieder einseitig benutzt, was zu ungleichmäßigem Zahnabrieb und so zu schiefen Zähnen führen kann.
Was tun um Zahnproblemen bei Meerschweinchen vorzubeugen?
Zahnprobleme können durch Nahrung, die den Zahnabrieb fördert, vorgebeugt werden. Heu und Zweige zum Nagen sind Ideal dafür und sollten Meerschweinchen immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Auch rohfaserreiches Futter, wie Gras und Kräuter sind gut für die Meerschweinchen-Zähne. Trockenfutter und rohfaserarme Nahrung können sich jedoch nachteilig auf die Zähne auswirken.
Erblich bedingte Zahnprobleme regelmäßig kontrollieren lassen
Trotz richtiger Ernährung kann es bei manchen Meerschweinchen zu Zahnproblemen kommen. Erblich bedingte Zahnfehlstellungen führen leider immer wieder zu Zahnfehlstellungen, die eine Zahnsanierung nach sich ziehen.
Die Zähne sollten regelmäßig beim TÜV mit angesehen werden. Schiefe Schneidezähne können so schnell entdeckt werden. Da man ohne Instrumente die weit hinten liegenden Backenzähne jedoch kaum ansehen kann, empfiehlt es sich die Zähne einmal Jährlich beim Tierarzt kontrollieren zu lassen. Dies gilt insbesondere bei Meerschweinchen, die schon in der Vergangenheit Zahnprobleme hatten.
Beachte: Unsere Krankheitserklärungen ersetzen keinen Tierarzt und dienen ausschließlich der Information. Für eine korrekte Diagnose daher bitte immer eine Tierarztpraxis aufsuchen.